Wie fotografiere ich eine Hochzeit? Teil 2 – für das Brautpaar.
Eine Hochzeit ist eine kostspielige Angelegenheit. Wie verlockend ist es, vermeintlich preisgünstige „Profis“ zu buchen, oder Hobbyfotografen aus dem eigenen Umfeld zu aktivieren? HALT! Stimmt ja, es geht um einen der wichtigsten Tage des persönlichen Lebens.

Die folgende Bemerkung ist mir – zum Verständnis – wichtig, und Ausgangslage dieses Artikels: Fotograf ist nicht gleich Fotograf. Wer gut Viecherl oder Landschaften knipst, ist nicht unbedigt auch ein begnadeter Hochzeitsfotograf. Wer Models im privaten Fotostudio makellos abschießt, hat nicht zwangsläufig auch im Getümmel einer Hochzeit alles im Griff. Und was nutzt einem die schönste Detailaufnahme vom Ringkissen, wenn dafür der Ringtausch verkackt wird.

Weder will ich auf diesem Weg meine Dienste anbieten (ich fotografiere keine Hochzeiten), noch werde ich von Profis für meine Aussagen bezahlt oder wurde dazu ermutigt. Ich schreibe als unverheirateter Mittdreißiger, der im Freundes-/Bekanntenkreis sowie in der Verwandtschaft praktisch mit allen Hochzeiten durch ist, von guten über mittelprächtige bis hin zu schlechten Hochzeitsalben begutachten und sich den Frust der Paare anhören durfte.

Geiz ist nicht geil, die Braut im Idealfall schon!

Vielleicht kann ich mit ein paar Tipps weiterhelfen:

  1. Keinen Billigheimer anheuern!
    Das sind nicht selten Einsteiger, die mit schnellem Geld ihre Ausrüstung refinanzieren wollen, oder „Fotografen“, die nur Studenten und 400-Euro-Jobber für sich ausschwärmen lassen. Da kommt selten was Brauchbares dabei raus. Ein Indiz hierfür sind meist „Flatrates“ und dreistellige Preise. Oft stören die auch noch gewaltig die Feier, weil sie keinen Überblick haben und dann entweder um um das Brautpaar oder um die Bar herumschwirren, wie die Motten um das Licht. Bisher erlebter Tiefpunkt in der Richtung: zwei Studenten, die mit dem „grünen Deppenviereck“ (=Kamera-Vollautomatik; ok für Schnappschüsse, jedoch nicht für wichtige Ereignisse) eine Hochzeit unsicher gemacht und sich praktisch immer an der falschen Stelle aufgehalten haben. Präsenz bei Ebay ist ein Warnsignal erster Güte. Bei Ebay ersteigert man karierte Maiglöckchen mit geringen Gebrauchsspuren, keine Hochzeitsfotografen! Nein, auch nicht per Sofortkauf.
  2. Keine Amateure anheuern!
    Amateure können u.U. eine hervorragende Qualität liefern, verkünsteln sich aber gerne. Was hilft einem ein perfektes Foto der Tischgarnitur, wenn zeitkritische Momente wie z.B. der Ringtausch nicht sitzen oder die Lieblingstante auf keinem einzigen Bild zu sehen ist. Ein Amateur ist nicht nur deutlich abhängiger von seiner Tagesform als ein Profi, ihm fehlt oft der Überblick bzw. der Blick für die richtigen und wichtigen Momente.
  3. Auf gar keinen Fall Freunden diese Verantwortung aufs Auge drücken!
    Und auch keinen Verwandten. Es sind nicht wenige Freundschaften auf diesem Weg kaputt gegangen. Egal, wie wenig man glaubt, von den Bildern zu erwarten… wenn man mit dem Ergebnis dann doch nicht zufrieden ist, versetzt das dem Verhältnis zum Fotografierenden einen tiefen Schlag. Ob man ihn nun überredet, oder ob er seine Dienste freiwillig angeboten hat. Zudem sollte man bedenken, dass dieser Freund bzw. dieses Familienmitglied die Feier evtl. nicht so genießen kann, wie die anderen Gäste… und natürlich kaum auf Fotos zu sehen sein wird.
    Verheiratete Freunde lassen allerdings bestimmt gerne einen Blick ins eigene Fotoalbum werfen – das kann bei der Vorauswahl eines Profis helfen.
  4. Der Unterschied zwischen einem Profi und einem guten Profi sind seine Arbeitsproben!
    Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. So schnell, wie manche Hochzeitsfotografen auftauchen, so schnell können sie auch wieder verschwinden. Der Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Profi die Konstanz der Arbeitsproben. Über die Aufnahmen unter Studiobedingungen kann man sich im Schaufenster meist den besten Eindruck machen. Oder bei Freunden in deren Fotoalbum. Eine Website kann aussagekräftig sein, wenn sie alle paar Wochen aktualisiert wird. Es soll aber auch schon schwarze Schafe gegeben haben, die für ihre Seite Agenturmaterial eingekauft haben.
    Die guten verlangen i.d.R. niedrige Anfahrts-/Stundenpauschalen, langen aber dann bei den Abzügen, Fotobüchern, Dankeskarten, Leinwänden etc. hin. Das Prinzip: Bezahlung nach Leistung – macht er gute Bilder, verkauft er mehr; liefert er schlechte Qualität, bleibt er drauf sitzen. Man sollte nie vergessen: NACH der Hochzeit fängt die Arbeit erst richtig an. Eine befreundete (Profi-)Fotografin hat das mal grob beziffert: Pro Stunde auf der Hochzeit bis zu einem halben Tag in der Nachbearbeitung.
    Hochauflösende Bilddateien werden von Profis eher selten aus der Hand gegeben.Rechnen Sie bei einem Profi (normalerweise ein Fotografenmeister, der meist mit einem Assistenten anrückt) mit minimum 1.500 bis 2.500 €. Für weniger wird man normalerweise enttäuscht, auch wenn man im Vorfeld vermeintlich geringe Erwartungen hat. Eine Hochzeit ist ein – hoffentlich – einmaliges und nicht wiederholbares Ereignis.

Ich kenne einige Paare, die sich auch Jahre später noch darüber ärgern, ihren Fotografen auf Ebay bzw. in einer Foto-Community oder in der kurz&fündig aufgestöbert haben, um ein paar hundert Euro zu sparen. Das ist übrigens relativ leicht am (fehlenden) Enthusiasmus zu erkennen, wenn man einen Blick ins Album werfen will – manchmal braucht es nicht viele Worte.

Das soll kein Plädoyer für mit dem Hubschrauber einfliegende Jet-Set-Fotografen sein, sondern für das Handwerk in der Region. Denn irgendwas vergisst oder vermasselt ein Kandidat der o.g. Kategorien 1-3 immer. Und immer tut es weh.

Lasst einen Profi das breite Spektrum abdecken. Des Amateurs Liebe zum Detail muss man ja nicht verschwenden, wenn er sich freiwillig anbietet. Hier ein Bild von der Tischdeko, dort mal eine einmalige Momentaufnahme – mit einem Hobbyfotografen kann man den fest gebuchten Profi oft ergänzen (solang er ihm nicht auf den Füßen steht), jedoch nie ersetzen.