Man muss Prioritäten setzen! Habe vor einem Vierteljahr festgestellt, dass zum dritten Mal die L-Schiene zur Stativmontage vor der zugehörigen Kamera bei mir eingetroffen ist. Zufall? Nein, eine Ansage!

Ein Bekenntins zum Stativ? Klar! Ein Bekenntnis zur Schwalbenschwanzklemme, zum Arca-Swiss-Standard, dem (ungekrönten) König der Stativklemmen? Kann ich zumindest nicht verneinen.  Aber in erster Linie ein Bekenntnis zur Gleichbereichtigung zwischen Quer- und Hochformat!

Quadratische Formate sind Relikte vergangener Tage, bevor der digitale Komet das Land der Zelluloid-Dinosaurier nach allen Regeln der Kunst verwüstet hat. Hoffentlich hat sich das nicht wie ein Vorteil angehört – die echte Gleichberechtigung zwischen Breite und Höhe ist seither passé.

Das Hochformat ist inzwischen offiziell serienmäßig ein ergonomischer Alptraum, und war es auch früher mehrheitlich. Zumindest solange man nicht vom Geld geküsst ist (oder es mit der Fotografie verdienen muss) und eine sogenannte Profi-Kamera mit zwei Griffen sein Eigen nennt, die den beliebigen Wechsel zwischen Quer- und Hochformat erlaubt. Optional zu erwerbende Hochformatgriffe ignoriere ich bewusst – hier geht’s ums Prinzip! Die Art und Weise, wie manche Hersteller – spontan fallen mir hier Sony und Olympus ein – ihre Klappdisplays umgesetzt haben (sinnvoll natürlich nur im Querformat nutzbar), unterstreicht das nur noch.

Selbst bei den hochpreisigen Profi-Modellen beginnt der Hochformat-Rassismus, sobald sie es sich auf dem Stativ bequem machen sollen. Das Gewinde befindet sich in aller Regel auf der Unterseite. Und damit meine ich: NUR auf der Unterseite, womit das Querformat klar bevorzugt wird, ein Schwenk ins Hochformat bringt im Regelfall das Stativ aus dem Gleichgewicht. Das ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einem Umkippen des Stativs, aber DER Grundpfeiler der Stabilität eines Stativs ist die Belastung über dem Schwerpunkt. Egal, von welchem Stativkopf wir reden… 3D-Neiger, Getriebekopf, Kugelkopf, Videoneiger oder Affenschaukel – eine Belastung außerhalb des Schwerpunktes kommt einem massiven Verlust an Stabilität gleich.

Um dies zu verhindern, hat irgendein schlauer Kopf den L-Winkel ersonnen, der den Stativkopf um den Schwerpunkt herum belastet, solange man sich nicht wie ein Schildbürger anstellt. Es ist einfach praktisch, weshalb ich auch künftig zeitgleich mit jeder Kamera den dazu passenden Winkel bestellen werde.

Danke, L-Winkel! Du gleichst aus, was nur ein Stativgewinde pro Kamera vermissen lässt!