CA sind in der Fotografie kein #Neuland, der Kampf gegen sie ist so alt wie die Fotografie selbst. Chromatische Aberrationen sind Abbildungsfehler, die meist erst bei genauerem Hinsehen erkennbar werden. Warum sie auftreten, was man dagegen unternehmen kann und warum man das auch tun sollte.

Physiker sprechen beim Licht von Wellenlängen, Fotografen von Farben. Dieser Artikel ist von einem Fotografen für Fotografen geschrieben, weshalb fotografierende Physiker sich bitte ihre Wellenlängen dazudenken mögen. Licht unterschiedlicher Farben wird durch eine Linse unterschiedlich gebrochen. Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes Licht, das grüne reiht sich schön in der Mitte ein. Kennen wir vom Prisma, fanden das damals in der Schule vielleicht noch ganz toll, im Bild macht sich dieser Effekt allerdings weniger gut.

Welche Auswirkung hat das auf ein Foto?
Je stärker die Kontraste im Bild, desto deutlicher werden Farbsäume erkennbar. Beispiel: eine schwarze Linie auf weissem Grund wird nicht als schwarze Linie auf weissem Grund abgebildet, sondern als weisser Grund mit einer magentafarbenen Linie, gefolgt von einer schwarzen Linie, gefolgt von einer cyanfarbenen Linie, gefolgt von weissem Grund.
Das Bild verliert folglich an Schärfe, unabhängig von der Auflösung der Kamera. Klare Sache, wenn – grob vereinfacht – statt einem weissen Lichtpunkt ein roter, ein blauer und ein grüner an völlig verschiedenen Stellen auftreffen. Konkret erkennt man das meist nur in der 50/100%-Ansicht, aber es wirkt wie ein Weichzeichner auf das gesamte Bild. In der Regel sind CA am Bildrand stärker ausgeprägt als im Zentrum.

[pane]ca_unkorrigiert100 %-Ausschnitt eines Fotos mit chromatischer Aberration vor der Korrektur[/pane] [pane]ca_korrigiertDer selbe 100 %-Ausschnitt des selben Fotos… nach der Korrektur der chromatischen Aberration. Weitere Bearbeitungen wurden nicht durchgeführt, insbesondere wurde nicht geschärft – der subjektive Unterschied in der Schärfe ist dennoch gewaltig.[/pane]

Wer kann was dagegen machen und was kann man dagegen machen?

Hersteller:
Der Hersteller des Objektivs kennt das Problem, und versucht es normalerweise durch allerlei Tricks in den Griff zu bekommen oder auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn sich in den seitenlangen Produktdatenblättern das Wort „apochromatisch“ findet, hat der Hersteller normalerweise alles getan, was er für den Preis des Objektivs zu tun bereit gewesen ist: Rotes, grünes und blaues Licht werden dann fast auf den selben Punkt abgebildet. Die etwas preisgünstigere Variante ist die achromatische Korrektur, hier werden nur rotes und blaues Licht korrigiert… ist immer noch besser als gar nix.
Ist das Objektiv an der Kamera, dann ist der Zug jedoch abgefahren und CA sind das Problem des Fotografen.

Fotograf bei der Aufnahme:
Es gibt viele Faktoren für die Bildgestaltung und technische Einstellungen, bevor man den Auslöser drückt. CA sollten keiner dieser Faktoren sein. Jedoch schadet es nicht, zu wissen, dass CA durch Abblenden reduziert werden.

Fotograf bei der Nachbearbeitung:
Fast jeder RAW-Konverter bietet die Möglichkeit, CA manuell zu korrigieren. Idealerweise sucht man sich dazu harte Kontraste, idealerweise einmal horizontal und einmal Vertikal, und dann viel Spass mit den Schiebereglern. Z.T. geht das inzwischen aber auch schon (halb-)automatisch. Adobe Lightroom 4 bzw. 5 bietet übrigens eine hervorragende automatische Korrektur für praktisch jedes erkannte Objektiv an. Einfach unter „Objektivkorrekturen“ den Haken bei „Chromatische Aberration entfernen“ setzen, das war’s.